Der Weg ist das Ziel. Auch für einen Fluss. In zahlreichen Windungen und vielfältigen Kaskaden folgt er einem natürlichen Gefälle, bis er schließlich in die offene See mündet. Der Fluss Iguazu, oder „Großes Wasser“ bildet keine Ausnahme. Gemächlich und nichts ahnend schiebt er sich durch die Landschaft, bis der Druck vor den Wasserfällen langsam und unaufhörlich zunimmt.
Mit zunehmender Kraft fließt der Fluss in Richtung des nahenden Abgrunds. Während das Flussbett flacher wird, nimmt die Kraft des Wassers kurz vor dem Abgrund deutlich zu. Als tosende weiße Gischt schießt es über die Abbruchkante in die unergründlich vernebelte Tiefe. Zu kleinsten Tröpfchen zerstäubt steigen sie in den Schluchten als fast undurchdringliche Wolkentürme auf. Jeder, der sich dieser emporschießenden Flut aus zerstäubtem Wasser entgegenstellt, wird umgehend durchnässt sein.
Diese feindliche Welt scheint nicht der rechte Platz für Lebewesen zu sein. Und doch seht Ihr mit wachsamem Auge, wie sich kleine Mauersegler selbstmörderisch in die tosenden Wasserfälle stürzen und darin verschwinden. Andere kommen unbeeindruckt aus den weißen Wasservorhängen emporgeflogen. Wider Erwarten reißt sie das fallende Wasser nicht in die Tiefe. Diese Segler sind wagemutige Überlebenskünstler. Sie leben und bauen hinter den Wasservorhängen ihre Nester und ziehen in dieser feuchten, unwirtlichen Umgebung ihren Nachwuchs groß.
Für die Eiligen unter Euch:
Was sind die Iguazu Wasserfälle?
Mit den Niagarafällen und den Viktoria-Falls sind die Wasserfälle von Iguazu die mächtigsten der Erde. 30 Millionen Liter Wasser bahnen sich innerhalb einer Sekunde aufgrund tektonischer Verwerfungen und Kaskaden einen Weg in den unergründlichen Abgrund aus weißer Gischt.
Wo liegen die Iguazu Wasserfälle?
Der Nationalpark liegt im Dreiländereck von Paraguay, Brasilien und Argentinien. Die Wasserfälle von Iguazu verteilen sich zu 20 % auf Brasilien und zu 80 % auf Argentinien.
Wie groß sind die Wasserfälle?
Die Größe der Fälle ist beachtlich. Über eine Gesamtlänge von 2,7 Kilometern gibt es, verteilt auf verschiedene Ebenen, 20 große und 255 kleinere Wasserfälle.
Das Naturphänomen Iguazu Wasserfälle
Unerschöpflich ergießen sich bis zu 7.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Abbruchkante. Tosender Lärm, tiefes Grollen und ein Wummern im Stein lassen spürbar erahnen mit welcher Gewalt sich die Natur Ihren Weg bahnt. Aufgrund der besonderen Größe, Ihrer Schönheit und der unermesslichen Vielfalt von Flora und Fauna wurden die Wasserfälle von Iguazu im November 2011 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt.
Der zwischen 82 und 65 m tiefe Abgrund der Fälle ist durch die aufsteigenden Gischtwolken kaum bis gar nicht erkennbar. Nicht ohne Grund wird ein Teil der Schlucht und der größte der Wasserfälle als der Teufelsschlund, spanisch: Garganta del Diablo, genannt. Gänsehaut pur ist beim Anblick der Fälle garantiert. Mit großer Ehrfurcht bestaunen Besucher die Komposition aus üppig grünem Dschungel, der unerschöpflichen Mengen Wasser und der gewaltigen Naturschönheit unter dem blauen Himmel von Iguazu.
Wer genauer hinsieht, kann die wagemutigen Mauersegler beobachten, wie sie sich in die weißen Fluten stürzen, um zu ihren Nestern und dem Nachwuchs zu gelangen. Unten im weiteren Verlauf der Fälle, dort, wo sich die Fluten langsam beruhigen, warten Alligatoren auf ihre Beute. Flora und Fauna dieser einzigartigen Landschaft sind beeindruckend.
Die umliegenden Nationalparks von Brasilien und Argentinien
Es lag für die angrenzenden Ländern nahe, die einmalige Schönheit der Wasserfälle durch umfangreiche Schutzräume in Form eines Nationalparks zu bewahren. Drei größere Waldgebiete aus feuchtem, subtropischem und laubwerfendem Regenwald wurden mit dem Wasserfall zu einem Nationalpark zusammengefasst.
Ihr seht mit etwas Geduld viele seltene Säugetiere, zahlreiche Vogelarten und mit viel Glück den Jaguar oder Tigerkatzen. Darüber hinaus finden Wasserschweine, Tapire sowie Nasenbären und Otter eine Heimat in diesem vielfältigen Park.
Und das sind nur die großen Waldbewohner. Daneben buhlen unzählige Amphibien und Insekten um Eure Aufmerksamkeit. Kleine wie große Waldbewohner wollen entdeckt werden, wenn Ihr auf den angelegten Dschungelpfaden zwischen den natürlichen Attraktionen hin und her geht.
Die besten Plätze in Brasilien und Argentinien
Die Iguazu Wasserfälle in Brasilien:
Auf brasilianischer Seite findet Ihr die Stadt Foz do Iguazu. Der touristische „Melting Pot“ ist der Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Wasserfällen. Neben zahlreichen Hotels findet Ihr dort auch Restaurants und Bars. Um sich einen Panoramablick auf die Wasserfälle der argentinischen Seite zu gönnen, eignet sich Foz do Iguazu am besten.
Mit dem Selfie-Stick in der Hand lassen sich mit den Wasserfällen im Hintergrund beeindruckende Fotos und Videos erstellen. Nutzt dazu die über Stege erreichbaren Aussichtsplattformen. Alternativ mit einer Bootsfahrt oder gewinnt weitere Eindrücke am „Black Well Dock“. Bestaunt von dort die wunderbare Welt der zahlreichen Wasserfälle.
Die Iguazu Wasserfälle in Argentinien:
Mit Puerto Iguazu findet Ihr Euren Ausgangspunkt für zahlreiche Aktivitäten auf argentinischer Seite. Startet mit dem Bus zum 18 Kilometer entfernten Nationalpark. Über einen der Wanderwege gelangt Ihr zum größten Wasserfall „Garganta del Diablo“, oder Teufelsschlund. Er macht durch lautes Grollen schon von Weitem auf sich aufmerksam und die unmittelbar davor stehenden Besucher hemmungslos nass.
Gleich darauf warten der nächst kleinere „San Martin Waterfall“ und die nächste Abkühlung auf Euch. Die Insel San Martin lädt Euch zum Bad am Fuße der Wasserfälle ein. Aus dieser Perspektive gewinnen die Fälle deutlich an Größe und wirken noch beeindruckender. Voraussetzung für den Besuch der Insel ist jedoch, dass der Iguazu nicht zu viel Wasser führt. Die Tour zur Insel wird in diesem Fall nicht stattfinden.
Was ist noch zu empfehlen, wenn man einmal da ist?
Die brasilianische Stadt Foz do Iguacu als auch Puerto Iguazu auf argentinischer Seite dienen den Besuchern in erster Linie zur Übernachtung. Wenig glamourös liegen sie bis zu 18 Kilometer entfernt von den Wasserfällen. Zur Fahrt in den Nationalpark nutzt Ihr idealerweise einen der bereitstehenden Busse oder ein Taxi. Gerade beim Taxi dürft Ihr das Verhandeln nicht vergessen. Eine Preisreduktion um bis zu 50 % ist keine Seltenheit.
Da ihr mehrfach die Grenze überquert, ist das Mitführen Eures Reisepasses obligatorisch. Die Taxifahrer sind daran gewöhnt. Die Busfahrer müsst Ihr auf die für Euch wichtigen Grenzformalitäten hinweisen, Ihr reist sonst illegal in das jeweils andere Land ein. An der Grenzstation kann der Zeitaufwand etwas größer sein. Daher nicht verzweifeln und lieber früher in den Tag starten. Ihr vermeidet damit Stress an Euren schönsten Tagen des Jahres.
Wenn Ihr in Brasilien seid, lohnt der Besuch im Schmetterlingshaus oder dem Vogelpark Foz do Iguaçu. Mit Fürsorge und viel Liebe werden dort einheimische Vögel und Schmetterlinge gehalten. Nirgendwo sonst erlebt Ihr die Vogelwelt so hautnah wie in diesem Park. Selbst wenn Ihr keine Ornithologen seid, lohnt der Besuch.
Garniert Eure Reise auf brasilianischer Seite mit einem Trip auf dem Bananeiras-Trail. Ihr erlebt die Schönheit der Wasserfälle aus anderen und ungewöhnlichen Perspektiven. Wer den Nervenkitzel nicht scheut, der besteigt ein Safariboot und taucht im wahrsten Sinne des Wortes in die Wasserfälle ein. Auch hier hat der Schutz Eures technischen Gerätes oberste Priorität. Es wird nass werden!
Auf der anderen Seite der Fälle locken die Argentinier mit langen Holzstegen, die bis nah an die Kante der beeindruckenden Wasserfälle führen, Gänsehaut garantiert. Nehmt Euch in jedem Fall Zeit und wasserfeste Kleidung mit. Die aufsteigende Gischt durchnässt Euch im Handumdrehen. Das Erlebnis in der Nähe der Wasserfälle und der ununterbrochene Fluss des Wassers sind beeindruckend und durch das unermüdliche Betrachten zeitintensiv.
Etwas gemütlicher geht es auf einer Tour mit Aventura Nautica zu. Genießt den wunderbaren Anblick vom Boot auf die Wasserfälle und geht es ruhig an. Lehnt Euch zurück und lasst Euch entspannt an den tosenden Wassermassen vorbeischippern. Wer jedoch den Thrill, den Nervenkitzel sucht, der steigt in ein Speedboot ein. Mit viel Schwung und Dynamik nehmt Ihr Kurs auf die beeindruckenden Wasserfälle und taucht samt Boot tief in die Wasserwände ein. Ich hoffe Ihr habt Kleidung zum Wechseln dabei.
Am Abend ziehen die Paare, die Frischverliebten und die Honeymoons unter Euch vielleicht ein romantisches Vollmond-Erlebnis am Wasserfall, auch als „Paseo de Luna Llena“ bekannt vor. Der dreistündige Trip zu den im Mondschein silbrig glitzernden Wasserfällen ist einmalig. Wie kleine Sterne spritzen die Wassertropfen nach oben und verlieren sich im Nachthimmel, um irgendwo in die tosenden Fluten zurück zu stürzen.
Wir sind in Argentinien. Was liegt näher als am kommenden Tag hoch zu Ross die Gegend zu erkunden. Für die Reiter unter Euch besteht in Puerto Iguazú die Möglichkeit, einen Reitausflug in den Dschungel und zum Besuch der Ureinwohner Guaraní zu machen. Im orangegelben Licht der abendlichen Sonne kehrt Ihr nach einem ereignisreichen Tag in Euer Hotel in Puerto Iguazu zurück.
Unsere Tipps für den Besuch
Ihr seid bestimmt wenig überrascht, wenn wir Euch sagen, dass Klima in Brasilien und Argentinien ist subtropisch. Eine Trockenzeit ist dieser Region fremd. Die Durchschnittstemperatur liegt über das Jahr verteilt bei circa 24°. Die warme Kleidung könnt Ihr für den Rückflug im Koffer lassen.
Von November bis März klettern die Temperaturen auf bis zu 31° Celsius und die Luftfeuchtigkeit steigt noch einmal an. Leichte Kleidung, die Euch vor Sonnenbrand schützt, ausreichend Sonnencreme und reichlich Mückenschutz sollten die wichtigsten Punkte auf Eurer Bucketlist beim Kofferpacken sein.
In Iguazu ist es mit Sicherheit ein einmaliges Erlebnis, mithilfe von Helikopterflügen die faszinierenden Wasserfälle zu besichtigen. Für vergleichbar wenig Geld kann man aus der erhabenen Perspektive eines Hubschraubers die Schönheit der Welt bewundern. Ungeachtet der Gefahren bei hohem Verkehrsaufkommen sind der damit verbundene Lärm und die Verschmutzung der Umwelt durch Abgase eine außerordentliche Belastung für die Pflanzen- und Tierwelt von Iguazu.
Verzichtet wenn möglich zugunsten von Flora und Fauna auf das Angebot zu einem Rundflug.
Da nur 20 % der Wasserfälle zu Brasilien gehören, genügen circa 4 bis 6 Stunden Aufenthalt auf dieser Seite der Fälle. Auf eine Übernachtung könnt Ihr verzichten. Reist lieber am selben Tag nach Argentinien und bleibt dort 1 – 2 Tage. Die Übernachtung in Argentinien ist dazu preiswerter.
Ihr benötigt für die anderen 80 % der Wasserfälle auf argentinischem Boden eindeutig mehr Zeit. Daher ist die Übernachtung in Puerto Iguazu nahe liegender. Aufgrund der Verteilung der Wasserfälle zugunsten von Argentinien ist die Wahrscheinlichkeit, beim Besuch der Fälle nass zu werden, um 80 % höher. An manchen Stellen ist die Gischt so stark, dass Ihr umgehend durchnässt seid. Wir empfehlen Euch entweder Badeklamotten anzuziehen oder wasserfeste Kleidung wie Ponchos mitzunehmen.
Ebenso empfehlen wir für Euer technisches Equipment ausreichenden Schutz, inklusive wasserdichter Handy- und Kamerahüllen. Der feine Sprühnebel gelangt überall hin und überträgt die Feuchtigkeit auch auf die kleinste Platine. Es wäre wirklich schade, wenn Ihr die Wasserfälle von Iguazu seht, aber keine Fotos mit nach Hause bringen könntet.
Es sei denn, Ihr reist am Montag oder Dienstag an. An diesen Tagen wird der Iguazu angestaut und die Fälle führen weniger Wasser. Positiv daran ist, eine Bootsfahrt zur Insel San Martin wird wahrscheinlicher sein.
Auf argentinischer Seite habt Ihr zwei Möglichkeiten zu den Wasserfällen zu gelangen. Nutzt den kostenlosen und mit Elektromotor betriebenen Zug. Besteigt ihn am besten gleich zur morgendlichen Öffnung des Parks um 8.00h. Im weiteren Verlauf des Tages wird der Park zunehmend voll. Die Länge der Warteschlange am Bahnhof nimmt zu. Für den Fall, dass Ihr nicht zu den Early-birds gehört, bietet sich auch der Weg über zahlreiche Wanderwege an. Ihr kommt damit nicht nur den Wasserfällen sehr nahe, sondern auch der Natur, die die Fälle auf beeindruckende Art und Weise einrahmt.
Eine gute Gelegenheit, zwischen zwei Wasserfällen wieder trocken zu werden, ist der Spaziergang ohnehin. Lasst Euch Zeit, beobachtet und entdeckt Flora und Fauna des Nationalparks, um sogleich von einem weiteren Wasserfall durchnässt zu werden. Ihr werdet wieder und wieder beeindruckt sein.
Unser Fazit zu den Iguazu Wasserfällen
Die Wasserfälle von Iguazu sind immer einen Stop-over auf Eurer Reise durch Südamerika wert. Die Größe, die unerschöpflichen Wassermassen und die ungezähmte Natur werden durch die üppigen grünen Wälder eingerahmt. Der blaue Himmel bildet den krönenden Abschluss. Wer die Reise mit dem Flugzeug auf sich nimmt, hat beim Anflug Gelegenheit, einen ersten Blick auf dieses Naturwunder zu werfen, bevor er brasilianischen oder argentinischen Boden betritt.
Die Natur und die Wasserfälle sind prägend und hallen im wahrsten Sinne des Wortes noch lange nach Eurer Abreise nach. Der Klang des rauschenden Wassers, aber auch die Vibrationen der herabstürzenden Fluten werdet Ihr verinnerlichen und in Erinnerung behalten. Ihr wisst, die Reise zu den Wasserfällen von Iguazu und dieses Erlebnis waren einmalig und außergewöhnlich.