Das zweite Machu Picchu – Trekking nach Choquequirao

Das zweite Machu Picchu – Trekking nach Choquequirao

Schon 42 Stunden Fußmarsch liegen hinter euch, ganze 3.000 Höhenmeter erst bergab und dann wieder bergauf in der prallen Sonne des Tages. Der Rucksack wird bei jedem Schritt schwerer und die Frage kommt auf, warum ihr euch einer solchen Quälerei überhaupt aussetzt. Doch plötzlich wisst ihr wieder, warum. Ein grüner Hang mit hunderten Terrassenstufen gerät in euren Blick. Auf einem Bergsattel sind erste Ruinen zu erkennen. Und nun liegt sie vor euch: Choquequirao, die vergessene Ruinenstätte.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Eine beeindruckende Inkastadt auf 3085 Metern Höhe mitten in den Anden von Peru. Alles ist völlig unberührt und die vielen noch zu erkennenden Häuser lassen ein Leben von vor über 6.000 Jahren erahnen. Gleichzeitig fragt ihr euch aber auch, wie die Menschen damals all diese Steine hier hoch transportieren konnten. Und dann auch noch so viele. Schließlich erstreckt sich die gesamte Anlage auf über 1.800 Hektar und schmiegt sich gleichzeitig elegant in die von atemberaubenden Bergen gesäumte Landschaft.

Für Eilige – häufige Fragen zu Choquequirao

Wo liegt Choquequirao?

Die Inkastadt befindet sich im Süden Perus auf einem Berg an den Ausläufern der Salcantay-Gebirgskette. Sie ist umgeben von schneebedeckten Gipfeln und liegt in der Region Cuscos nahe des Flusses Apurímac. Die nächstgelegenste größere Stadt Cachora liegt circa 30 Kilometer von der Ruine entfernt.

Was ist das Besondere am Choquequirao-Trek?

Choquequirao, was aus der Quechua-Sprache übersetzt so viel wie „Wiege des Goldes“ bedeutet, ist ähnlich wie die Ruinenstadt Machu Picchu eine von den Inka erbaute Anlage aus dem 15. Jahrhundert. Allerdings ist sie im Gegensatz dazu nur zu Fuß erreichbar und damit touristisch nur selten besucht. Wer die Bauten begutachten möchte, muss sich einer 4-tägigen sehr beschwerlichen Trekking-Tour aussetzen. Insgesamt müssen 3.000 Höhenmeter bergab und bergauf bewältigt werden.

Wie komme ich nach Choquequirao?

Der klassische Trek nach Choquequirao startet von Cusco mit dem Bus in Richtung Abancay. Von dort geht es mit dem Taxi über Cachora nach Capuliyoc. Hier beginnt die zweitägige Wanderung über den Fluss Apurímac vorbei an einigen einfachen Schlafmöglichkeiten bis nach Santa Rosa. Der Rest der Tour führt entlang des Berghanges bis zu den Ruinen von Choquequirao.

Choquequirao auf eigene Faust?

Wer sich der körperlichen Herausforderung der Trekking-Tour bis zu den Ruinen stellen möchte, sollte sich überlegen, ob er dies allein oder mit einem erfahrenen Guide bewältigen möchte. Geführte Wanderungen von Einheimischen bieten Sicherheit und gleichzeitig auch interessante Informationen zur Umgebung. Für den Weg gibt es außerdem die Möglichkeit, sein Gepäck oder sich selbst gegen wenig Geld von Maultieren tragen zu lassen. Das Alles funktioniert aber natürlich auch auf eigene Faust.

Die Geschichte der Inkaruinen

Die Ruinen von Choquequirao reichen bis in das 15. Jahrhundert zurück und wurden vermutlich während der Herrschaft des Inka Pachacútec erbaut. Wie heute so war die Stätte auch damals schwer und nur durch eine mehrtägige, mühselige Wanderung zu Fuß zu erreichen. Gerade wohl auch deshalb, diente die Stadt als letzte Zuflucht für flüchtende Inka vor den spanischen Eroberern Ende des 16. Jahrhunderts. Ähnlich wie auch die Stadt Machu Picchu wurde Choquequirao von ihnen nie gefunden.

Die Stätte war vermutlich das kulturelle und landwirtschaftliche Zentrum der Region und wurde für den Anbau und die Verteilung von Kokablättern genutzt. Außerdem diente sie wegen ihrer Lage als Kontrollpunkt zwischen den wichtigen Städten Pisac, Cusco und Machu Picchu.

McGhieverCC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Von Forschern wurde die Ruinenstadt im Jahr 1710 von einem Peruaner namens Juan Diaz Arias Topete entdeckt, geriet danach aber wieder in Vergessenheit. Weltweit bekannt wurde die Stätte erst 1909 durch Hiram Bingham, einen aus Hawaii stammenden Entdecker, der zwei Jahre später auch auf die Ruinen von Machu Picchu stieß. In den 1970er Jahren wurden die Ausgrabungsarbeiten aufgenommen, die bis heute jedoch erst 30-40 % der über 1.800 Hektar großen Fläche freilegen konnten.

Wegen des ähnlichen Aufbaus und der Architektur wird die Inkastadt auch „kleine Schwester Machu Picchus“ genannt. Da sie flächenmäßig jedoch sehr viel größer ist, wäre große Schwester ein wohl passenderer Begriff.

Die Wiege des Goldes

Die aus der alten Quechua-Sprache übersetzte Bezeichnung für Choquequirao lautet „Wiege des Goldes“. Der Begriff des Goldes bezog sich auf alle Gegenstände, die golden scheinen oder leuchten und einer Sonne oder einem Blitz ähnelten. Inbegriffen waren also alle Dinge, die in irgendeiner Form kostbar und wertvoll waren. Die Bezeichnung des Ortes deutet auf die zahlreichen Goldminen in diesem Gebiet hin. Sie wurden von den Inka zum Abbau von Gold genutzt und als heilig angesehen.

Der Aufbau der Ruinenanlage

Rund um einen großen Hautplatz finden sich Tempel, Regierungsgebäude und Wohnhäuser von Adligen. In den äußeren Bezirken wohnte die übrige Bevölkerung in kleinen Dörfern. Auch zahlreiche Brunnen und Aquädukte zählen zu der Ruinenstadt. Gesäumt ist die Anlage von weitläufigen Terrassen, die entweder zur landwirtschaftlichen Nutzung oder der Bewässerung dienten. Als Besonderheit finden sich im Osten des Hauptplatzes die sogenannten Lama-Terrassen. Hier sind auf dunklen Wänden mit hellen Steinen dargestellte Lamas zu sehen.

Die Route nach Choquequirao

Wer die Ruinen von Choquequirao besichtigen möchte, tritt eine mindestens 4-tägige Trekking-Tour an. Ihr startet also am frühen Morgen in der Stadt Cusco. Von dort aus fährt euch ein Bus einige Stunden in Richtung Abancay. Kurz vor der Abzweigung nach Cachora werdet ihr gebeten, auszusteigen und befindet euch auf einer unasphaltierten Straße gesäumt mit wenigen traurig aussehenden Häusern. Ein unscheinbares Auto mit einem Peruaner wartet auf euch. Wenn ihr den Weg bis Cachora und dann Capuliyoc nicht laufen wollt, ohne Unmengen an Geld zu bezahlen, müsst ihr all eure Verhandlungskünste auspacken. Nach einem schließlich einigermaßen fair ausgehandelten Preis von 40 Soles seid ihr auf dem Weg in euer Abenteuer. Und was für ein Weg das ist. Steinige Schotterstraße, links ein mehrere Meter tiefer Abgrund und unglaublich dichter Nebel. Die Straße ist sehr eng, sodass ihr hofft, keinem entgegenfahrendem Auto zu begegnen.

Bryan Dougherty from New York City, USA, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Endlich angekommen lasst ihr in Capuliyoc ein Maultier mit eurem Gepäck beladen und zieht los hinab ins Tal des Flusses Apurímac. Hunderte Serpentinen und atemberaubende Ausblicke auf Berglandschaften später gelangt ihr zunächst an einen Zeltplatz in Chikiska, der von ein paar Peruanern bewirtschaftet wird. Nach einer kurzen Pause tretet ihr den Weg bis ganz hinunter zum Fluss an und kommt an eine Station in Playa Rosalina. Eure erste Nacht verbringt ihr auf 1550 m in eurem selbst mitgebrachten Zelt.

Schon früh am nächsten Morgen überquert ihr den Fluss und beginnt den wohl schwersten Teil eurer Tour: der Aufstieg bis zu den Ruinen wird euch mehrere Stunden kosten. Auf der Hälfte des Aufstiegs kommt ihr an Santa Rosa vorbei, wo ihr eine kleine Pause einlegt, um euch zu stärken. Nach weiteren gefühlten tausend Serpentinen habt ihr es endlich geschafft und erreicht Marampata. Vorbei am Kontrollhäuschen, bei dem ihr euch ein Ticket für den Einlass kauft, erhascht ihr von weitem den ersten Blick auf das Ziel eurer Wanderung: die Ruinen von Choquequirao. Nach weiteren wenigen Stunden des Fußmarsches findet ihr einen Zeltplatz, auf dem ihr euer Lager für die Nacht aufschlagt.

Bevor es dunkel wird, beschließt ihr aber noch, euch die gewaltige Anlage im Schein der untergehenden Sonne anzusehen. Jedes Mal neu bleibt euch der Atem stehen, wenn ihr die unberührte Natur mit den mystischen Ruinen dazwischen betrachtet. Nach einer kurzen Nacht steht nun der Rückweg an. Die Route führt euch auf demselben Pfad wieder zurück bis nach Cusco. Beim Laufen beschließt ihr aber, beim nächsten Mal auf dem Salkantay Trek weiterzuwandern, um sich im Anschluss an Choquequirao schließlich auch noch die Inkastadt Machu Picchu anzusehen.

KaanekCC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Unterkünfte entlang der Trekking-Tour

Entlang der Wanderung bis zu den Ruinen in Choquequirao befinden sich insgesamt fünf verschiedene Zeltplätze, an denen ihr eure Nacht verbringen könnt. Lediglich in Cachora und Marampata befinden sich Unterkünfte mit Betten, sodass diese Tour vorrangig Naturfreunden vorbehalten bleibt. Die Zeltplätze sind teilweise kostenpflichtig und bieten Toiletten und Duschen mit kaltem Wasser, um sich zu erfrischen. Verpflegung, teilweise auch warmes selbstgekochtes Essen, wird vereinzelt, beispielsweise am Aufstieg vom Fluss Apurímac, angeboten.

Der erste Zeltplatz Chikiska liegt auf 1950m, der zweite mit dem Namen Playa Rosalina direkt am Fluss liegt auf 1550m. Bei Antritt des Aufstieges zu den Ruinen befindet sich auf halber Strecke die Station Santa Rosa. Sie liegt auf 2115m Höhe. Aufgrund des starken Mückenbefalls in der Nähe des Flusses, empfiehlt es sich, die Zeltplätze Playa Rosalina und Santa Rosa zu meiden. So ist eine ruhige und schmerzfreie Nacht gesichert. Nach dem Aufstieg befindet sich die vierte Unterkunft Marampata auf 2910m und schließlich der letzte Schlafplatz Choquequirao auf 3100m.

Die beste Reisezeit für Choquequirao

Da Choquequirao sehr weit über dem Meeresspiegel liegt, ist das Klima der Region in den Anden sehr gemäßigt und bietet angenehm warme Tage gepaart mit kühlen Temperaturen in der Nacht. Die Werte liegen zwischen 5° C und 25 ° C. Die Tour zu den Ruinen wird am besten in der Trockenzeit zwischen Mai und September in Angriff genommen. In Regenzeiten könnten durch die starke Nässe Schlammlawinen ausgelöst werden, sodass die steilen Wege für den unerfahrenen Wanderer eine Gefahr darstellen.

Packliste: Das solltet ihr bei euch haben

Da euch eine lange und auch besonders anstrengende Tour bevorsteht, lautet die Devise: So wenig wie möglich und so viel wie nötig:

  • ein leichtes Zelt
  • einen Kocher: da man an einigen Zeltplätzen auch warmes Essen bekommt, ist hier selbst zu entscheiden, ob es einem das Gewicht wert ist
  • einen Schlafsack: durch deutliche Temperaturunterschiede aufgrund der Höhe sollte auf einen warmen, aber dennoch leichten Schlafsack zurückgegriffen werden
  • Insektenschutzmittel: besonders an den Regionen nahe des Flusses wimmelt es nur so von kleinen Moskitos
  • Wasserfilter
  • Kopfschutz aufgrund der starken Sonne und den fehlenden Bäumen entlang der Serpentinen
  • kleines Handtuch
  • Wechselkleidung
  • Regenschutz
  • Geld
  • Essen: wenn ihr keinen Kocher dabeihabt, sollte auf Brot oder anderes sofort verzehrbares Essen zurückgegriffen werden
  • Stirnlampe
  • Erste-Hilfe-Set
  • Sonnenschutz
  • Wasserflaschen

Tipps für den Besuch

Die Trekking-Tour zu den alten Ruinen der Inka ist besonders naturnahen, fitten und gesunden Personen empfohlen. Insgesamt müssen in mindestens vier Tagen circa 64 km zurückgelegt und jeweils 3000 m ab- und wieder aufgestiegen werden. Sollte es zu einem Unfall kommen, ist eine Abholung mit einem Auto nicht möglich, da es keine Straßen gibt. Das einzige genutzte Transportmittel sind die Maultiere der dort lebenden Peruaner.

Weiterhin bietet es sich an, sein Gepäck gegen ein wenig Geld von diesen Tieren tragen zu lassen, um seine Kräfte zu schonen. Das anfangs scheinbar unnötig ausgegebene Geld wird es euch am Ende eurer Tour wert sein.

Solltet ihr auf eurer Tour Wasser aus der Umgebung trinken wollen, wird eine Reinigung beziehungsweise ein Abkochen des Wassers im Vorhinein dringend empfohlen.

Wenn ihr euch noch nicht länger in den höheren Lagen von Peru aufhaltet, solltet ihr bei eurer Wanderung die möglichen Komplikationen bedenken, die bei eurem Körper aufgrund der Höhe auftreten können. Ab 2.500 Höhenmetern können bei einigen Personen Höhenanpassungsstörungen vorkommen. Das können zum Beispiel Schwindel, Übelkeit oder Kopfschmerzen sein. Gebt euren Körpern deswegen am besten im Vorhinein genug Zeit, um sich zu akklimatisieren. Die Stadt Cusco, die auf 3.399 m liegt, bietet dafür beispielsweise einige interessante Orte und wunderschöne Natur.

Wem die viertägige Tour zu kurz ist, kann eine etwas größere Route bestreiten, die Choquequirao in acht Tagen und sieben Nächten mit Machu Picchu verbindet. Nach der vergessenen Ruinenstadt könnt ihr weitere Orte wie den Río Blanco-Sektor und den Maizal-Sektor besichtigen. Anschließend überquert ihr den Yanama-Pass, um dahinter eine alte Silberlagerstätte, die „Mina Victoria“ genannt wird, zu erkunden. Der Pfad führt euch weiter durch die Zone von Totora und das Lager von Collpa. Es können wunderschöne Landschaften sowie Bananen- und Kaffeeplantagen bestaunt werden. Nun gelangt ihr an den Wasserfall von La Playa. Eure Tour endet schließlich in der Stadt Aguas Calientes, die am Fuße von Machu Picchu liegt. Eurem Besuch der gut erhaltenen Ruinenstadt steht nun nichts mehr im Wege.

Unser Fazit zu der Inkastadt

Trotz schwieriger Zugänglichkeit und aufwendiger Anfahrt lohnt es sich für jeden Abenteurer und Naturliebhaber, einmal einen Blick auf die sehr gut erhaltenen Ruinen längst vergangener Zeiten zu werfen. Da Choquequirao auch noch nicht von Touristen überrannt worden ist, kommt man als Wanderer meist in den Genuss, sich die Anlage allein und in aller Ruhe anschauen zu können. Pro Jahr suchen nur circa 10.000 Abenteuerlustige diesen Ort auf. Im Vergleich: Machu Picchu wird jährlich von über 1,7 Millionen Personen besucht, Tendenz stark steigend. Der gesamte Trek bietet wunderschöne Aussichten auf die Anden und gleichzeitig die Möglichkeit, einheimische Pflanzen und wilde Tiere zu beobachten. In Tälern lassen sich in der Luft mit etwas Glück die majestätischen Andenkondore entdecken, deren Flügel eine maximale Spannweite von bis zu drei Metern erreichen können. Somit sind die Idylle und Unberührtheit gepaart mit dem Anblick der Natur ein unverwechselbares Erlebnis.

Titelbild: Harley Calvert, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Back to top