Das Catatumbo Gewitter am Maracaibo-See in Venezuela

Das Catatumbo Gewitter am Maracaibo-See in Venezuela

Es ist Nacht am Maracaibo-See in Venezuela. Vereinzelt blinzeln Sterne zwischen den Wolken hindurch und erhellen ein wenig den Nachthimmel. Nachtaktive rascheln im Gebüsch und suchen nach Nahrung – oder ihren Gefährten. Am Himmel seht Ihr, wie unterschiedliche Luftströmungen Bewegung in die schwere Wolkendecke zaubern. Langsam reißt sie auf und die Wolken verdichten sich Stunde um Stunde. Die Nacht wird dunkel und undurchdringlich. Ihr nehmt ein leises, zunächst unscheinbares Grollen wahr. Ein schemenhaftes Leuchten erhellt den Himmel, bevor es schlagartig hell wird und das allnächtliche Konzert am Maracaibo-See beginnt.

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Erste Tropfen gehen auf Euer Dach nieder. Der Donner kommt immer näher und wird allgegenwärtig. Blitze jagen zischend über den pechschwarzen Himmel. Die gigantischen Wolkentürme werden zu Statisten einer überdimensionalen Bühne. Scherenschnitten gleich indirekt beleuchtet oder unmittelbar angestrahlt, bekommt der nächtliche Himmel durch die gelbe bis orange Entladung eine räumliche Tiefe von besonderer Mystik.

Schwere Regenschauer bahnen sich zwischen die grellen Blitze ihren Weg zum Boden. Dort, wo die Wolken als flaches Tableau nach unten abschließen, zucken die weitverzweigten Blitze aus der Wolkendecke. Vereinzelt berühren sie die Vegetation und verpuffen als kleine Rauchwolke in die triefend nasse Atmosphäre.

Für Eilige – häufige Fragen zum Catatumbo Gewitter

Was ist das Catatumbo Gewitter?

Die Catatumbo-Gewitter sind bekannt als das einzige Nacht für Nacht wiederkehrende Gewitter weltweit. Mit ziemlicher Regelmäßigkeit entladen sich große Gewitterzellen an der Mündung des Rio Catatumbo in den Maracaibo-See. Während anderenorts ab und zu natürliche Faktoren für ein Gewitter vorhanden sind, ist es an diesem Ort genau anders herum. An dieser Stelle finden nur selten keine Gewitter statt. Eine kurze Trockenzeit im Jahr unterbricht die Regelmäßigkeit dieses Naturphänomens.

Wie entsteht das Catatumbo Gewitter?

Mit ziemlicher Sicherheit erlebt Ihr dieses Gewitter außerhalb der Trockenperiode jede Nacht. Verantwortlich dafür sind die kalten Luftströme der Andenkette, die den See einrahmt. Jede Nacht, wenn die kühle Luft die Berghänge herabfließt, ist das die Ouvertüre für ein weiteres Spektakel der besonderen Art.

Fernando Flores from Caracas, Venezuela, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Die kalten Luftmassen treffen auf die verdunstende und aufsteigende schwülwarme Luft des Sees. Die Mischung machts. Die Luftschichtung aus kalter, trockener und der schwülen Luft führt zu hochaufragenden und mit Feuchtigkeit angereicherten Wolkentürmen – und final zum Kurzschluss. Elektrische Entladungen innerhalb der Wolken führen zu den mächtigen Gewittern, die sich fulminant über den See ergießen.

Wo kann man das Catatumbo Gewitter sehen?

An der Mündung des Rio Catatumbo in den Maracaibo-See wird der Himmel zur riesigen Projektionsfläche eines einzigartigen Naturphänomens. Die Wolken wirken wie die Hauptdarsteller in einem Schattentheater. Blitze rücken manche Wolkentürme in den Vordergrund. Andere fristen im Hintergrund zunächst eine Nebenrolle in dem unvergleichlichen Schauspiel unserer Natur. Bis der nächste Akt, der nächste Blitz auch diese Wolken zum Leuchten bringt und zum Hauptdarsteller hervorhebt.

Was ist so eindrucksvoll an diesem Gewitter?

Die einzigartige Szenerie, sie mutet fast urzeitlich an, ist das Besondere der Gewitter. Über dem flachen See ragen Wolkentürme in den Himmel und werden in Abständen von Sekunden mit gleißenden Lichtblitzen illuminiert. Der See spiegelt das Licht der Blitze an die Unterseite der Wolken wider. Man kann den Blick, Furcht hin oder her nicht abwenden. Die Urgewalt, mit denen Blitze in gerader Linie zur Erde niederjagen oder in weitverzweigtem Verlauf die Natur umarmen möchten, kann man nur erahnen. Die Regelmäßigkeit, mit der dieses Phänomen jede Nacht stattfindet, ist der Grund, warum die Einheimischen die Besonderheit dieser Region als Selbstverständlichkeit wahrnehmen. Die Gewitter gehören zu ihrem Alltag.

Fernando Flores from Caracas, Venezuela, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Was gibt es zu sehen?

Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Lichtschwerter, Baumwurzeln, Hexenhände, Star Wars und vieles mehr könnt Ihr in den vielfältigen Formen der Blitze erkennen. Es ist, als würdet Ihr an einem hellen Sommertag die Form der Wolken beschreiben, nur das Ihr während der Nacht auf das Catatumbo Gewitter schaut und Blitze beschreibt. Also, Augen auf, denn an Schlaf ist ohnehin nicht zu denken. Zu laut macht das Gewitter mit heftigem Donnerrollen oder dumpfem Rumpeln, zischenden Lauten und einem Crescendo aus Licht auf sich aufmerksam.

Wo kann man das Gewitter am besten verfolgen?

Die Sekunden nach dem Blitz bis zum nächsten Donnerschlag zählt ihr am besten an der Einmündung des Rio Catatumbo in den Maracaibo-See im Norden Venezuelas. Hier im „Departemento Norte de Santander“ geben sich die Blitze außerhalb der Trockenzeit ein nächtliches Stell-Dich-ein. Horizontal, vertikal, weit verzweigt, einzeln oder zu mehreren jagen bis zu 200 Blitze pro Stunde über das Firmament und lassen den Himmel flackernd aufleuchten.

Als Wetterleuchten ist das Naturphänomen an 260 Tagen im Jahr noch 150 Kilometer weit zu sehen. Der Himmel wird in diesen Nächten nicht mehr richtig dunkel.

Was ist noch zu empfehlen, wenn Ihr einmal da seid?

Viele Touristen besuchen den größten See Südamerikas wegen seiner außergewöhnlichen Flora und Fauna. Mit einer Ausdehnung von 120 mal 170 Kilometern hat er viel zu bieten. Aufgrund dieser Größe kommen sich die Touristen währender Boots- und Dschungelsafaris auch nicht zu nahe. Das ist gut für die Natur. Süßwasserdelfine, Kaimane, Piranhas haben ebenso ihre Ruhe wie die Schildkröten und Krokodile im Uferbereich.

Tipps für den Besuch

Wenn Du eine Reise in den Norden Venezuelas planst, dann besuche auch die Stadt Maracaibo. Sie ist reich an vergangener und jüngerer Geschichte und lädt zu einem Bummel durch die Calle Carabobo oder der Basílica de Nuestra Señora de Chiquinquirá ein. Aufgrund der Erdölförderung findest Du große luxuriöse aber auch Hotels für den kleinen Geldbeutel.

Selbstverständlich gibt es für die Naturliebhaber unter Euch ein umfangreiches Anschlussprogramm. Dschungelexkursionen, Bootsfahren und vieles mehr warten auf Dich. Lass Dich auf die spektakuläre Natur Venezuelas ein. Vielleicht ist ein Besuch der eindrucksvollen Tafelberge in Verbindung mit einer Visite „Angel Fall“ eine schöne Ergänzung.

Unser Fazit zum Catatumbo Gewitter am Maracaibo-See

Und nachts, wenn der schwere Wein und das Abendessen ihre Wirkung entfalten, die Lider langsam zufallen, dann umgibt Euch wieder das Grollen der Natur. Mit allen Sinnesorganen werdet Ihr Teil der Natur und Ihr erlebt wie an kaum einem anderen Fleck dieser Erde, wie die Natur ein Teil von Euch wird. Keiner kann genau sagen, wie lange oder wie intensiv das wiederkehrende nächtliche Schauspiel dauern wird. Aber es sicher, dass Du es erlebst, wenn Du außerhalb der Trockenzeit in den Norden Venezuelas reist.

Mit einem Selbstverständnis entladen sich die allnächtlichen Gewitter mit ihren hellen Blitzen an der Mündung des Rio Catatumbo in den Maracaibo-See – und das Jahr für Jahr. Dieses Naturerlebnis gehört zu den eindrucksvollsten und intensivsten auf unserer Erde. Jeder Globetrotter will einmal in seinem Leben diese Gewitter erlebt haben.

Bildquelle Titelbild: Fernando Flores from Caracas, Venezuela, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

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